Wem seine Wohnungseinrichtung lieb und teuer ist, der kann sich wahrscheinlich auch nur schwer von seinen heißgeliebten Sitzmöglichkeiten trennen. Vor allem von den Lieblingsstühlen, die schon viele Jahre in den heimischen vier Wänden stehen und tausende von Geschichten zu erzählen hätten. Doch irgendwann sind auch die treuesten Wegbegleiter am Ende ihrer Tage. Nun muss man sich entscheiden. Wegwerfen oder retten?
Eine einfache, aber sehr effektive Rettungsaktion ist es, alte Stühle neu zu beziehen. Dafür braucht man nicht lange und auch der Aufwand hält sich stark in Grenzen. Das Ergebnis ist umso beeindruckender.
Einen Stuhl selber beziehen – Werkzeuge und Materialen
Um einen Stuhl zu beziehen oder abgesessene und alte Stühle neu gestalten zu können, braucht es zunächst das richtige Werkzeug. Man benötigt:
- Stoff
- Schneiderkreide
- Schere
- Schlitz-Schraubendreher
- Tackergerät
Stühle neu beziehen leicht gemacht – Anleitung in 3 Schritten
Schritt 1: Den alten Bezug vom Polster entfernen
Zunächst wird das Sitzpolster vom Stuhl abgeschraubt und der alte Sitzbezug vom Polster entfernt. Dabei kann man sich schon mal anschauen, wie der Bezug gefaltet ist. Das kann als kleine Gedächtnisvorlage dienen, wenn man den neuen Stoff dann selber aufzieht. Der Bezug sollte vorsichtig vom Polster abgezogen, damit er nicht auseinander reißt. Ein Schlitz-Schraubendreher kann bei der Abmontage sehr nützlich sein.
Schritt 2: Stoff zuschneiden
Der abgezogene Bezug sollte noch nicht gleich in den Müll wandern. Er kann als Schnittmuster für den neuen Sitzbezug dienen. Der alte Bezug wird auf den neuen Stoff aufgelegt und die Umrisse mit der Schneiderkreide nachgezogen. Zur Sicherheit kann der Zuschnitt 2-3 cm größer sein. Wäre der ausgeschnittene Stoff zu klein, müsste man noch einmal von vorn anfangen.
Schritt 3: Stoffzuschnitt gleichmäßig befestigen und neue Sitzfläche am Stuhl anbringen
Der neu zugeschnittene Stoffbezug wird auf das Sitzpolster gelegt. Nun kommt das Tackergerät zum Einsatz. Dabei kommt es besonders auf die Ausrichtung, die Spannung und die Ecken an. Der Bezugsstoff wird an einer Seite der Sitzfläche angetackert und dann straff an der gegenüberliegenden Seite ebenfalls mit Tackernadeln fixiert.
Am besten man arbeitet sich von der Mitte nach links und rechts bis an die Ecken vor. Das verhindert unschöne Faltenbildung. Dieser Vorgang wird nun auf allen vier Seiten wiederholt. Die Ecken werden zunächst ausgelassen.
Die Tackernadeln sollten in gleichen Abständen gesetzt werden. Wenn eine Nadel mal nicht vollständig im Holz verschwindet, ist das kein Problem. Entweder mit einem Hammer vollständig versenken oder mit der Kombizange ziehen und ggf. eine Neue ansetzen.
Wenn der erste Teil geschafft ist, widmet man sich nun noch den Ecken. Dort lassen sich kleine Falten fast nie vermeiden. Also etwas nachsichtig mit sich selbst sein und nicht auf Krampf jede Falte an der Ecke vermeiden wollen. Auch Tackernadeln können bei viel Zugkraft von außen den Stoff einreißen.
Tipp: An den Ecken den Stoff am besten genau senkrecht über die entsprechende Ecke legen, dann falten, dass die Falz parallel zu einer der beiden anliegenden Polsterkanten verläuft und diese mit der gleichen Spannung anziehen. Die Faltkante mit zwei Tackernadeln fixieren. Auf diese Weise bilden sich auch an den Ecken kaum Falten.
Danach wird das fertige Sitzkissen auf das Rahmengestell geschraubt und der Stuhl erstrahlt wieder in neuem Glanz.
Stoffe für Stühle beziehen – kleine Stoffkunde
Stoff | Geeignet als Sitzbezug? |
Dünne Stoffe (Chiffon, Seide) | Nein (halten dem Druck nicht stand, reißen oder nutzen sich zu schnell ab) |
Dicke Stoffe (Filz, Wolle) | Nein (lassen sich nicht gut spannen und verursachen aufgrund ihrer Unflexibilität Falten) |
Stark dehnbare Stoffe (Stretch) | Nein (weiten sich schon nach kurzer Zeit aus und bilden Falten oder übernehmen den Sitzabdruck) |
Universalstoffe (Baumwolle, Leinen) | Ja (sind widerstandsfähig, kaum dehnbar, dennoch beweglich und haben keine schnellen Abnutzungserscheinungen) |
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